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Ausgabe 60/ June 2024
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„Das Leben hört nicht auf lustig zu sein, nur weil jemand stirbt; und es hört nicht auf ernst zu sein, nur weil jemand lacht.
(George Bernard Shaw, 1856 - 1950, irischer Dramatiker, Politiker, Satiriker, Pazifist und Literaturnobelpreisträger)

Wir grüßen Sie herzlich

mit einem nachdenklichen Zitat von George Bernard Shaw zum Thema Humor und Tod. Im Anschluss finden Sie unter anderem ein humorvolles Interview mit unserer SAPV-Ärztin Dr. Claudia Fleissner sowie eine Buchempfehlung zum Thema „Trauer“, das von einer britischen Komikerin geschrieben wurde.
Außerdem erhalten Sie, wie immer, die Einladung zu unserem Forumabend.
„Meine Mutter ist Ärztin, aber alle Patienten von ihr sterben“ (F.K., Kindermund)

Hannelore Lauble: Danke für Ihre Zeit, liebe Frau Dr. Fleissner. Wollten Sie immer schon Ärztin werden?

Claudia Fleissner: Als Kind wollte ich eigentlich Pfarrerin werden. Ich komme aus einer Familie, die mit der Kirche sehr verbunden ist, und so stellte ich mir diesen Beruf ganz passend vor. Die Frage der Eltern „Willst du das denn wirklich werden?“ hat mich letztlich auf die Spur zur Medizinerin gebracht. Dass Schulbildung etwas Wertvolles und nichts Selbstverständliches ist, hatte ich durch elterlichen Rat auch gut verstanden. Mit 25 war ich dann schon „fertig“.
Allerdings hatte man uns damals in den Hörsälen angekündigt, dass wir niemals eine Stelle bekommen würden, da es einen großen Ärzteüberschuss gäbe. Naja, das hat sich inzwischen völlig geändert.

HL: Wo kommen Sie her und seit wann sind Sie in Berlin?

CF: Ich komme aus Großkrotzenburg bei Hanau in Hessen. Nach Berlin kam ich 2001 zum „AIP“, (Ärztin im Praktikum). Damals gab es das noch. Ich habe das AIP direkt in der Onkologie der Charité absolviert. Onkologie und Palliativmedizin haben mich schon früh im Studium interessiert.

HL: Woher kam dieses spezielle Interesse?

CF: Oft geben ja Menschen Impulse, die wegweisend sind. Und hier war es Dr. Stein Husebö, ein Norwegischer Palliativmediziner, der an der Uni Mainz eine spannende Vorlesung gehalten hat. Er hat mein Interesse geweckt und so war meine Fachrichtung klar und meine Spezialisierung konnte geplant werden. Meine Doktorarbeit allerdings habe ich nicht in Palliativmedizin machen können. Der damalige Oberarzt der Hämatologie riet mir, mich für Psychosomatik zu entscheiden, da er mangelndes fachliches Interesse für die Palliativmedizin prognostizierte. Es war Dr. Martin Weber, der allerdings später selbst Professor für Palliativmedizin an der Johannes – Gutenberg - Universität in Mainz wurde.

HL: Wie war dann Ihr Berufsweg?

CF: Meine Spezialisierung zur Fachärztin erfolgte während mehrerer Jahre, z.B. in der Onkologie/ Stammzellentransplantation in der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg, auf der Palliativstation 72 im Krankenhaus Berlin Spandau und auch in der Onkologischen Schwerpunktpraxis Tiergarten.
Das Hamburger Krankenhaus lag im Bahnhofsviertel und wir Ärzte waren auch zu Diensten in der Rettungsstelle eingeteilt und erlebten oft richtig wilde Nachtdienste. Aufgegriffene schwer betrunkene oder gedopte Menschen wurden vom Sicherheitsdienst begleitet und gleich in die Ausnüchterungszelle gebracht. Da habe ich gelernt, warum die Gummizelle heißt. Alles war mit Gummimatten gepolstert, auch die Heizkörper.
© Jaqueline Hirscher
Dr. med. Claudia Fleissner
HL: Was lieben Sie an Ihrer Arbeit?

CF: Onkologie und Palliativmedizin gehören zusammen, ich bin dankbar, dass ich beides machen darf. Die Patienten sind offener, es ergeben sich andere Gespräche, ehrlichere und ich finde wertvoll zu sehen, wie Menschen mit schweren Erkrankungen umgehen. So manches kann ich für mich selbst mitnehmen.
Irgendwann kennt man sich richtig gut aus in Berlin, könnte auch Taxifahrerin werden. So viele verschiedene Wohnungen habe ich schon im Laufe der Jahre gesehen. Manchmal bin ich die Letzte, die die Tür zuschließt, das ist ein merkwürdiges Gefühl. Beim Sterben sind wir selten dabei.
Wenn nahe Angehörige sterben, ist alles nochmal ganz anders. Mein Vater starb mit 68 Jahren und ich konnte bei ihm sein. Meine Mutter wurde 74, sie starb in einer Pflege WG, dort konnte mein Bruder sie begleiten. Den Leichenschauschein habe ich gemacht und ganz unauffällig ein kleines Herz über das I bei Fleissner gemalt. Eine Nacht konnte ich noch an ihrem Bett bleiben.

HL: Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?

CF: An eine physische Auferstehung glaube ich nicht, aber an ein Weiterleben nach dem Tod schon irgendwie. Und wenn es in den Herzen der Angehörigen ist.

HL: Welchen Ausgleich haben Sie in Ihrem Leben?

CF: Kinder, Familie, Freunde. Ich habe zwei Kinder: fast 15 ist meine Tochter und mein Sohn 12. Meine Kinder habe ich immer selbst behandelt, habe sie geimpft und was sonst so ansteht. Einmal fragten sie mich: „Mama, können wir auch mal zu einem richtigen Arzt gehen?“ Als die Kinder klein waren, sind sie oft mit ins Hospiz gekommen. Im Kindergarten durften die Eltern den Adventskalender mit Aktivitäten gestalten, ich war dann immer Teddydoktor. Alle Kinder durften ihre Teddys zu mir bringen. Und jeder Teddy hatte dasselbe: Fieber und Krebs.
Miteinander Lachen ist auch ein Ausgleich, manchmal auch mit Patienten und Angehörigen.
Ich schwimme gern. Ich spiele sehr gern Trompete, nehme seit einem Jahr auch wieder Unterricht. Von 2009 – 2012 habe ich im Lazarus Posaunen Chor gespielt, seit einigen Jahren spiele ich in der Gethsemanekirche.
Kleiderwechsel beim Nachhause kommen, für mich auch ein Ritual für eine nötige Distanzierung.

HL: Vielen Dank für das schöne Gespräch, liebe Frau Dr. Fleissner!
© Constanze Wenig
Hannelore Lauble
Sozialarbeiterin im Stationären Lazarus Hospiz
Empfehlungen von Claudia Trautloft

Unsere Patientenfürsprecherin Claudia Trautloft hat einmal wieder die Medienlandschaft zu den Themen Sterben, Tod und Trauer durchforstet und hat zwei Beiträge gefunden, die Sie gern teilen möchte.


Das ZDF Magazin aspekte hat einen Beitrag mit dem Titel Wohin mit der Trauer? - Vom Umgang mit dem Tod gesendet.

Wie gehen wir mit dem Thema "Tod" um? Was passiert, wenn man einen geliebten Menschen verliert und die Trauer das Leben verändert? Betroffene berichten von ihren sehr persönlichen Erfahrungen.

Der Beitrag ist noch bis zum 19.01.2025 in der ZDF Mediathek verfügbar. Sie finden ihn hier.


Außerdem empfiehlt sie uns ein Buch der britischen Comedian und Autorin Cariad Lloyd – Im Club der Trauernden.

Einen geliebten Menschen zu verlieren, reißt immer ein Loch in unser Leben. Es passiert uns allen, und doch ist das Gefühl überwältigend, ganz allein mit der Trauer zu sein. Cariad Lloyd weiß das aus eigener Erfahrung. Im Alter von 15 Jahren verlor sie ihren Vater und spürt den Schmerz bis heute. Um nicht allein mit der Trauer zu bleiben und sie zu bewältigen, begann sie mit Menschen zu sprechen, Prominenten und Forschern, Freunden und Bekannten. Aus den Gesprächen hat sie gelernt: »Du bist nicht allein.« Nun heißt sie uns alle im ›Club der Trauernden‹ willkommen und zeigt, dass Humor und Lebensfreude, Zuversicht und die Erinnerung uns durch die Trauer tragen können. Ein bewegendes, ermutigendes Buch, das uns lächelnd an unsere verstorbenen Lieben denken lässt und Trauer aus der Tabuzone holt.

Erschienen am 30.11.2022, ISBN: 978-3-442-17913-8
© Nina Wiedemeyer
Claudia Trautloft
Patientenfürsprecherin im Stationären Lazarus Hospizes

EINLADUNG

zum LAZARUS HOSPIZ – BENEFIZ

Montag, den 10. Juni 2024 um 18.00 Uhr im Festsaal

THEMA:
An den Gräbern der Gründer-
von der Entstehung des Lazarus Standorts

GAST:

Paul Pomrehn

Verwaltungsmitarbeiter im stationären Lazarus Hospiz, Gemeindekirchenrat der evangelischen Kirchengemeinde Schwante-Vehlefanz, historisch Interessierter
Erfahren sie auf einem kleinen Rundgang etwas über die Entstehungsgeschichte des Lazarus Hauses und lernen sie den Gründer, Wilhelm Boegehold, und seine Unterstützer, Louis Schwarzkopf und die Diakonissen, an ihren Gräbern oder Wirkungsstätten kennen.
Der Rundgang beginnt am ehemaligen Haupteingang und führt über die Friedhöfe St. Elisabeth und Sophien II in die Lazaruskapelle, dem Herzstück des Hauses.
Lazarus Hospiz - Forumabend im Juli

Im Juli spricht die Chefärztin der Klinik für Palliativmedizin und Geriatrie im Helios Klinikum Emil von Behring, Dr. Wiebke Nehls zum Thema Therapiebegrenzung mit Todesfolge.
Gerne dürfen Sie diesen Newsletter auch an andere Interessierte weiterleiten oder Freundinnen und Freunde ermutigen, sich für den Lazarus Hospiz Newsletter anzumelden, damit die Idee der Hospizarbeit noch weiter in die Welt getragen werden kann.
Wenn Sie keine weiteren Informationen von uns möchten, benutzen Sie bitte den Link weiter unten für die Abmeldung.

Mit herzlichen Grüßen aus dem Lazarus Hospiz

Anette Adam

Leitung Stationäres Lazarus Hospiz

Elizabeth Schmidt-Pabst

Leitung Ambulanter Lazarus Hospizdienst

Bernauer Str. 117
13355 Berlin
Tel: 030 / 46 705 276
Fax: 030 / 46 705 277
E-Mail: lazarushospiz-ambulant@lobetal.de
Web: https://www.lazarushospiz.de

Redaktion: Anette Adam, Paul Pomrehn
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