Headerbild Newsletter Lazarus Hospiz
Ausgabe 38 / July 2022
Dein Körper wurde von mir genommen
aber da ist ein offenes Fenster
von meinem Herzen zu deinem.
Durch dieses Fenster sende ich dir,
wie der Mond, geheime Nachrichten.
(Rumi, persischer Dichter des Mittelalters)

Wir grüßen Sie herzlich

dieses Mal mit einem Gedicht des persischen Mystikers, Gelehrten und Dichters Rumi. Es lädt, in englischer Sprache, zur Good Grief Group ein, dem neuen englischsprachigen Trauercafé des Ambulanten Lazarus Hospizdienstes. Good Grief, was wörtlich übersetzt Gute Trauer bedeutet, ist eine englische Redewendung die mit Ach du lieber Himmel oder Du meine Güte zu übersetzen ist. Was sich genau hinter der Good Grief Group verbirgt und wie es überhaupt dazu kam, lesen sie gleich im Anschluss.
Darüber hinaus finden Sie einen kurzen Rückblick auf den letzten Forumabend, die Einladung zum kommenden Forumabend sowie die Ankündigung für den Abend im August.
Logo Lazarus Hospiz Berlin

Good Grief Group – ein englischsprachiges Trauercafé

Die interessante Entstehungsgeschichte

Während des ersten Corona- Lockdown kamen die ersten Anfragen. Eine ursprünglich aus Bulgarien, in Berlin lebende Frau, deren Vater in der Heimat an Corona gestorben ist, rief uns an. Sie erzählt, wie sehr es sie mitnehmen würde, in dieser Situation so weit weg von zuhause zu sein, sich nicht vom Vater verabschieden zu dürfen, und auf Grund der Pandemie nicht mal zu Beerdigung hinreisen zu können. Die Familie in Bulgarien trauere und sie hocke hier, allein in Berlin. Sie arbeitete in einer internationalen Firma und spricht Englisch aber kein Deutsch.

Wenige Wochen später meldete sich ein junger Mann aus Großbritannien. Sein Bruder sei plötzlich und unerwartet zu Hause in der Heimat gestorben. Ein Schock! Er hat das Gefühl, er hätte da sein sollen. Aber er war hier, in Berlin. Sein Bruder hätte Unterstützung gebraucht. Nun braucht er selbst Unterstützung und will sie in Anspruch nehmen. Das würde auch sein Bruder wichtig finden. Der junge Brite spricht auch kein Deutsch, arbeitet bei einem Berliner Startup Unternehmen.

Kurz darauf erhalten wir eine E-Mail von einer jungen Südamerikanerin. Sie ist Künstlerin. Drei Jahre habe sie ihre Freundin, eine Musikerin aus Italien, die mit gerade einmal Ende zwanzig an einem Gehirntumor erkrankt, gepflegt. Die Familie der Freundin kam aus Italien, um zu helfen. Keiner sprach Deutsch. Nach dem Tod ihrer Freundin war die Belastung für die junge Frau sehr hoch. Einerseits der Verlust und anderseits die vielen bürokratischen Angelegenheiten, die zu regeln waren. Jetzt ist die einst gemeinsame Wohnung leer, die Familie ihrer Freundin zurück in Italien und der eigene Freundeskreis… nun ja, sie wollen feiern, leben und Kinder kriegen. Sie brauche einen Ort wo sie noch wütend sein darf, weinen darf, ohne das Gefühl zu haben, die anderen zu nerven oder runterzuziehen.

Ein paar Tage darauf erhalten wir einen Anruf aus England vom Chef einer deutsch-englischen IT-Firma. Ein Kollege, der viele Jahre im Team gearbeitet hat, sei an Krebs gestorben. Das ganze Team trauere. Wie kann es einem Team gelingen, das nicht gewöhnt ist, gemeinsam große Gefühle zu erleben, gemeinsam zu trauern? Wo gibt es Unterstützung in Berlin in der Trauer nicht nur im Deutschen, sondern auch im Englischen?
Fenster
Ausschnitt aus der Einladung zur Good Grief Group mit dem oben zitierten Gedicht.
Immer mehr Anrufe und E-Mails haben uns erreicht. Die Botschaft aus den vielen in Berlin lebenden internationalen Communities, die sich beruflich sowie privat auf Englisch statt Deutsch verständigen, ist bei uns angekommen: wir brauchen eine Unterstützung in unserer Trauer, und zwar auf Englisch!

Gleichzeitig meldeten sich mehrere in Berlin lebende und auf Englisch arbeitende, Menschen, die sich bei uns ehrenamtlich engagieren wollen.
So begann die Good Grief Group des Lazarus Hospizes im April 2022 mit ihrer ersten Zusammenkunft.
Inzwischen haben wir ein Team von sechs internationalen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, die sich mit ganzem Herzen engagieren, um die Menschen, die Unterstützung in der Trauer auf Englisch brauchen, aufzufangen.
Die Good Grief Group ist nun in der Sommerpause und wird sich ab September zweimal im Monat, immer an einem Dienstagabend, wieder treffen. Darüber hinaus werden Einzelberatungen in verschiedenen Formen, ob bei einem Spaziergang, per Zoom oder telefonisch, für Trauernde in englischer Sprache angeboten.

*Details alle Personen im Text wurden verändert um die Identität dieser Personen zu schützen.
Elizabeth Schmidt-Pabst
Elizabeth Schmidt-Pabst
Leiterin Ambulanter Lazarus Hospizdienst
© Britta Fey
Weitere Information zur Good Grief Group:
E-Mail: lazarushospiz-ambulant@lobetal.de
Tel.: 030/46705-276

Rückblick: Forumabend vom 13.Juni 2022

Am 13. Juni war Heike Olms zu Gast beim Forumabend im Festsaal des Lazarus Hauses. Zuletzt war die Palliative Care Trainerin, Mediatorin und Supervisorin im Oktober beim Forumabend in der Golgathakirche zum Thema Umgang mit Ekel und starken Gefühlen in der Sterbebegleitung zu hören gewesen. Dieses Mal sprach sie über die Symbolsprache sterbender Menschen. Anhand vieler Beispiele aus dem erlebten Pflegealltag erklärte sie den Zuhörern, was es mit dem abstrakten Begriff Symbolsprache sterbender Menschen auf sich hat.
So berichtete sie von einer krebserkrankten Frau, die aus dem Krankenhaus nach Hause entlassen wurde um dort zu sterben. Immer wieder sagte sie zu ihrem Mann: „Wann komme ich denn nach Hause?“. Der Partner war über diese Frage mehr als stutzig. Sie ist doch zu Hause! Hatte sie etwa Hirnmetastasen, die ihre Wahrnehmung beinträchtigen? Dem war nicht so. Sie war vollkommen adäquat. Doch das Zuhause, nach dem sich die Frau sehnte, war eben nicht der Ort an dem sie wohnte. Vielmehr meinte sie das Gefühl, das man mit einem Zuhause verbindet, das Gefühl von Geborgenheit, so sein können wie man ist, ohne eine Rolle einnehmen zu müssen, von Sicherheit und Wärme.
In diesem Beispiel, welches nur eines von vielen andren war, zeigte Heike Olms wie sich Symbolsprache äußern kann. Der Begriff Zuhause, ändert seine Bedeutung von einem definierten Ort zu einer Beschreibung für eine Sehnsucht. Nun kann der Begriff Zuhause aber tatsächlich auch die Wohnung meinen. Daher gab Frau Olms ihren Zuhörern mit auf den Weg, immer zu fragen: „Was bedeutet dieses Wort für Sie?“, um im Gespräch zu erfahren, was wirklich gemeint ist. Nicht immer ist ein Gespräch jedoch möglich. Eine Demenzerkrankung oder der fortgeschrittene Sterbeprozess können dem entgegenstehen. Aber das Wissen um den Symbolwert der Sprache sterbender Menschen, kann das Begleiten erleichtern.
Wir bedanken uns bei Heike Olms für diesen überaus interessanten Vortrag!
Potrait
Paul Pomrehn
Verwaltungsmitarbeiter im Stationären Lazarus Hospiz
© Christiane Potkowa

Teilnahme nur mit aktuellem negativen Covid-19 Schnelltest, FFP2-Maske und nach Anmeldung möglich! (Schnelltests können am Montag von 6:00-13:45 Uhr im Lazarus Haus gemacht werden. Gern stellen wir Ihnen aber auch eine Bescheinigung für einen kostenlosen Schnelltest in einem Testzentrum aus.)

Anmeldung bei Herrn Pomrehn

Tel.: 030 46 705-272, p.pomrehn@lobetal.de

EINLADUNG

zum LAZARUS HOSPIZ – FORUMABEND

Montag, den 11. Juli 2022 um18.00 Uhr im Festsaal

THEMA: "Trauern - ein ungeliebtes Gefühl"
GAST: Sibylle Schuchardt,
Diplompsychologin, psychologische Psychotherapeutin,
klinische Psychologin, Poesiepädagogin


In Trauer zu sein ist ein schmerzliches Gefühl. Es auszuhalten und den ganz individuellen Trauerprozess zu durchleben, erfordert Kraft und die Bereitschaft für eine Auseinandersetzung mit uns selbst. Wer kann uns dabei helfen? Wer oder was kann uns trösten? Was können wir als Betroffene zulassen? Was wünschen wir uns auf dem Weg zur inneren Heilung? Mit diesen Fragen und dem Suchen nach möglichen Antworten möchte ich Sie gern an diesem Forumabend zu einem offenen Gedankenaustausch anregen.

Save the Date

Liebe Freunde des Ambulanten Lazarus Hospizdienstes,
wir feiern unser 30. Jubiläum. 30 Jahre Ambulanter Lazarus Hospizdienst. Das sind drei Jahrzehnte an der Seite von schwerstkranken und sterbenden Menschen und deren An- und Zugehörigen.
Drei Jahrzehnte ehrenamtliches Engagement.
Drei Jahrzehnte Trauerbegleitung, Menschlichkeit und Empathie.
All das wollen wir mit Ihnen feiern. Dazu laden wir Sie von Herzen ein!
Lasst uns am Samstag, dem 3. September, um 13.30 im Rahmen des Lazarus Haus Kiez Festes mit einem Glas Sekt anstoßen und uns gegenseitig erzählen, was uns in diesen Jahren wichtig geworden ist und was wir erlebt haben. Von 14 bis 15 Uhr finden Festreden und Grußworte statt, dabei wird uns der Lazarus Posaunenchor im offiziellen Teil musikalisch begleiten.
Nach dieser feierlichen Einleitung startet um 15 Uhr ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm mit flotten Melodien und unterhaltsamen Überraschungen.
Nach dieser feierlichen Einleitung startet um 15 Uhr ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm mit flotten Melodien und unterhaltsamen Überraschungen.

Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind. Gerne können Sie sich schon jetzt per E-Mail bei uns anmelden.
Herzlichen Gruß und hoffentlich bis zum 3. September!

Elizabeth Schmidt-Pabst
Leiterin des Ambulanten Lazarus Hospizdienstes

Lazarus Hospiz Forum August

Notieren Sie sich schon jetzt den 8. August 2022 als Termin für den nächste Forumabend des Lazarus Hospizes. Felicitas Humburg, von der Fachstelle LSBTI*, Altern und Pflege, spricht über LSBTQ am Lebensende.
Gerne dürfen Sie diesen Newsletter auch an andere Interessierte weiterleiten oder Freundinnen und Freunde ermutigen, sich für den Lazarus Hospiz Newsletter anzumelden, damit die Idee der Hospizarbeit noch weiter in die Welt getragen werden kann.
Wenn Sie keine weiteren Informationen von uns möchten, benutzen Sie bitte den Link weiter unten für die Abmeldung.

Mit herzlichen Grüßen aus dem Lazarus Hospiz

Anette Adam

Leitung Stationäres Lazarus Hospiz

Elizabeth Schmidt-Pabst

Leitung Ambulanter Lazarus Hospizdienst

Bernauer Str. 117
13355 Berlin
Tel: 030 / 46 705 276
Fax: 030 / 46 705 277
E-Mail: lazarushospiz-ambulant@lobetal.de
Web: https://www.lazarushospiz.de

Redaktion: Paul Pomrehn, Anette Adam, Elizabeth Schmidt-Pabst.
Logo HStL und Bethel